Vor zehn Jahren (am 18. Mai 2014 anlässlich des Internationalen Museumstages) wurde das Sporttauchermuseum Berlin-Wendenschloß des Tauchsportklubs Adlershof feierlich eröffnet. Seitdem fanden dort zahlreiche Veranstaltungen statt, während der Corona-Zeit wurde viel recherchiert und die Sammlung wuchs stetig. Dem Sporttauchermuseum ist es gelungen, den Schritt von einer Tauchtechnik-Sammlung zu einer thematisch vielfältigen Ausstellung zu vollziehen. Das 10-Jahres-Jubiläum war Anlass zum Feiern.
Und die Vorbereitungen dazu begannen schon frühzeitig, unterstützt vom TSK-Vorstand und mit Hilfe des gesamten Museumsteams. Später wurde dann beschlossen, die Geburtstagsfeier mit einer Einladung auch an die Ruderer und Segler unserer Sportgruppe zu verknüpfen, die ihrerseits einen wichtigen Teil der Organisation sicherstellten.
Mehr als 60 Gäste sind am 2. Juni 2024 zur Jubiläums-Veranstaltung gekommen. Neben zahlreichen Tauchveteranen konnten wir unter anderem Vertreter des Tauchermuseums Flensburg, der Historischen Tauchergesellschaft, des Vereins für Unterwasserarchäologie Berlin-Brandenburg, des Deutschen Unterwasser Clubs Berlin, des Tauchsportclubs Lichtenberg, des Tauchclubs Oberspree und des ProSport24, sowie einige Einzelpersonen begrüßen. Es gab einen regen Erfahrungsaustausch, beginnend bereits vor der Eröffnung bis deutlich nach dem vorgesehenen Ende der Veranstaltung.
Nach den Begrüßungsworten von „Museumsdirektor“ Uwe wurde im Namen des Vorstandes dem Museumsteam für dessen Arbeit gedankt. Es folgten Filmvorführungen sowie ein interessanter Vortrag von Frank Werthwein, Vorsitzender der Historischen Tauchergesellschaft e.V. zur HTG und einem historischen Tauchgerät, und es wurden Filme wiederholend gezeigt.
Kein Fest ohne Logo – das „10 Jahre Sporttauchermuseum“slogo war von René Enter entworfen worden. Mit der Überreichung eines T-Shirts und aufgedrucktem Logo wurde ihm ein kleines Dankeschön zuteil.
Im Rahmen der Festveranstaltung wurde dem Unterwasserforscher Dr. Martin Rauschert, eine Ehrenurkunde für seine Verdienste um den Tauchsport und unseren Verein verliehen. Er war einer der ersten Unterwasserfotografen in der DDR und Sekretär der Arbeitsgemeinschaft für Unterwasserforschung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Zweimal (1980-1982 und 1984-1986) hatte Rauschert in der sowjetischen Antarktisstation „Bellingshausen“ überwintert und als Taucher unzählige Stunden unter dem Eis verbracht. Er fotografierte, sammelte und beschrieb mehrere neue Tierarten. Man sagt, Dr. Rauschert war nach dem Schiffszimmermann der „Gauß“, der während einer Südpolarexpedition 1901-1903 einmal mit einem Taucherhelm ausgestattet das Unterwasserschiff überprüfte, der erste deutsche Taucher in der Antarktis. Nach der Wende begleitete er weitere Expeditionen in die Polarregionen und lebte mehrere Monate im Zelt auf der argentinischen Antarktisstation „Jubany“. Dr. Rauschert und seine Tochter Grit hatten erst vor einigen Wochen dem Museum mehrere Kisten mit Exponaten von seinen Reisen übergeben. Wir sind stolz, dass wir davon einen Teil anlässlich des Museumsjubiläums erstmals zeigen konnten.
Eine weitere neue Vitrine war dem Unterwasserarchäologen Gerhard Kapitän gewidmet. Er hatte in den 1950er Jahren den Grundstein für die unterwasserarchäologische Forschung in der DDR gelegt (s. FB 134). Seine in Italien lebende Tochter Marie Kapitän übermittelte anlässlich des Museumsgeburtstags Grußworte. Sie hatte das Museum kürzlich besucht und ließ ausrichten, dass es ihr sehr gut gefallen hat und man sieht, mit welcher Hingabe und Leidenschaft wir uns der Tauchgeschichte widmen. Sie bedankte sich, dass im Sporttauchermuseum an die Arbeit ihres Vaters erinnert wird. Unter den Gästen befand sich auch Siegfried Schmidt, der vor 70 Jahren mit Gerhard Kapitän eine Unterwasserfundstelle im Alt-Schweriner See erkundete und dort seinen ersten Tauchgang unternahm. Im Rahmen der Festveranstaltung wurde auch ein Film über das Pfahlfeld von Altenhof gezeigt, welches 1957-1959 von Gerhard Kapitän erstmals wissenschaftlich vermessen wurde.
Ebenfalls konnten zum Museumsjubiläum neue Exponate der legendären Kuba-Expedition 1967 gezeigt werden. 1967 wurde von Mitarbeitern des Naturkundemuseums Berlin mit Hilfe von GST-Tauchern ein ganzes Korallenriff an der kubanischen Küste ab- und in Berlin neu aufgebaut. Wir hatten kürzlich das Original-Taucherlogbuch aus dem Nachlass des Expeditionsteilnehmers Jochen Wagner als auch den Original-Tauchanzug, der das Cover des damals über die Expedition erschienenen Buches „Taucher am Korallenriff“ schmückt, erhalten.
Eine weitere neue Vitrine des Sporttauchermuseums widmete sich dem Wettkampfsport. Es wurden Medaillen von Wettkämpfen wie dem Stechlinsee-Cup sowie von Europa- und Weltmeisterschaften im Orientierungs- und Streckentauchen ausgestellt. Wir danken ganz herzlich den Tauchsportlern, insbesondere Erika Jensen (s. FB 133, 134), die sich für unser Museum von ihren Erinnerungsstücken aus der aktiven Sportlaufbahn getrennt haben.
Ein besonderes Highlight war die mobile Dekompressionskammer, eine Leihgabe des Tauchcenters Helenesee / Jens Kutzner (s. FB 121), die auf dem Hof des Vereinsgebäude aufgestellt worden war. Es wurde die Möglichkeit geboten, sich in die Kammer, die nach einem Tauchunfall als Transportmittel diente, zu legen und die beklemmende Enge hautnah zu erleben. Roger verspürte schon nach kurzer Zeit den Drang, wieder aus der Kammer zu klettern und mag mir gar nicht ausmalen, dort nach langen und tiefen Taucheinsätzen und einem Tauchunfall einen Aufenthalt von auch nur wenigen Stunden bis zur Ankunft in einer „richtigen Dekokammer“ absolvieren zu müssen.
Nicht zu vergessen ist die „GST-Taucherin“ (s. FB 134), die neben der Leinwand stehend auf die Zuschauer und -hörer von Filmen und Vortrag blickte.
Es gab sogar eine Sonderbriefmarke mit einem Portowert von 0,85 EUR, ausreichend für einen Standardbrief, den es als Sonderbrief mit Geburtstagsstempel gleich obendrauf gab. Eine schöne Idee und eine Erinnerung mit Sammlerwert ist es allemal.
Uwe hatte die Gelegenheit, eine Besucherin aus Hamburg, ursprünglich aus Frankfurt/O. stammend, die ab 1958 aktiv zusammen mit ihrem Bruder und Freunden tauchte, zu begrüßen. Sie erzählte u.a., dass sie Martin Rauschert 1958 in Boltenhagen traf, der ihr den Titel „Erste Taucherin“ (mit Gerät) verlieh. Leider ist (noch) nicht bekannt, ob diese Episode anderswo überliefert ist, aber der Kontakt ist Teil eines größeren Vorhabens unserer tauchhistorischen Nachforschungen und es wird berichtet werden.
Abschließend möchten wir uns bei allen Helfern bedanken, die zum Gelingen dieser schönen Veranstaltung beigetragen haben.
Text: Roger Blum, Uwe Scholz
Fotos: Bernhard Gerbsch, Uwe Scholz, Roger Blum