Glashütte-Taucheruhr Spezimatic RP TS 200 wurde 50 Jahre alt
Das Sporttauchermuseum Wendenschloß erhielt mitten in der schönen Sommerzeit eine Anfrage von der Firma Glashütte, ob wir Informationen zu der Taucheruhr „Spezimatic Typ RP TS 200“ Kaliber 75 hätten. Bei diesem Modell handelte es sich um die erste industriell gefertigte Taucheruhr der DDR. Sie war Teil einer Serie von „Spezimatic“-Uhren (gebaut 1964 bis 1979), die über Automatiklaufwerke verfügten. Die Taucheruhr wurde im Jahre 1969 vom VEB Glashütter Uhrenbetriebe auf den Markt gebracht. Zum diesjährigen 50-jährigen Jubiläum stellte das Nachfolgeunternehmen Glashütter Uhrenbetriebe GmbH eine Nachfolger-Serie dieser Taucheruhr vor – die SeaQ, gleichzeitig der Beginn der neuen Uhrenlinie „Spezialist“. Die Geschichte der Uhr zu erleuchten und mit zeitgemäßen Dokumenten und Objekten in Zusammenhang zu setzen, war das Anliegen der Kontaktaufnahme. Es gingen einige Mails hin und her und parallel dazu recherchierten wir, wo solche Uhren noch zu finden sind. Eine Glashütte-Spezimatic, aber leider nicht die gesuchte „echte“ Taucheruhr TS 200, befand sich in unserem Museum. Schnell hatten wir aber erkundet, dass sich im Fundus einiger „Alter Karpfen“ die gesuchte Uhr befand.
Die Taucheruhr im Edelstahlgehäuse, drehbarem schwarzen Stellring, gut sichtbaren Ziffern und ebenso gut abzulesenden Zeigern, hatte auf der Gehäuserückseite ein „RP“ in Raute eingraviert. Dies wies darauf hin, dass das Gehäuse zu DDR-Zeiten aus Westdeutschland eingeführt wurde. Es handelte sich bei dem Lieferanten um die Fa. Reister & Nickel aus Kelten (Baden Württemberg). Gesucht wurden aber auch Bilder mit Einsatz der Taucheruhr und dazugehörige Geschichten. Wir verabredeten uns mit Herrn Marx von den Glashütter Uhrenbetrieben zu einem Treffen in Berlin. Es wurden interessante Informationen ausgetauscht.
Es war gar nicht so ungewöhnlich, dass Glashütte zu DDR-Zeiten die Gehäuse, Ziffernblätter und Zeiger in Westdeutschland herstellen ließ, erklärte uns Herr Marx. Aus den Glashütter Uhrenwerken stammte das hochpräzise Uhrenwerk Spezimatic Kaliber 75. Das bewährte Uhrenwerk wurde häufig auch für Auszeichnungsuhren verwendet. Die Spezimatic Typ RP TS 200 war jedoch die erste von zwei Taucheruhren der Glashütter Uhrenbetriebe mit einer Tauchtiefe bis 200 Metern.
Unsere Recherchen ergaben, dass der VEB Glashütter Uhrenbetriebe zwei Jahre zuvor ein Versuchsmuster dieser neuen Uhr zu Testzwecken auf die Kuba-Expedition im Sommer 1967 mitgegeben hatte. Es handelte sich bis dahin um die größte DDR-Unterwasserexpedition an der kubanischen Küste. Dazu ist auch der Film „Telegramm aus Cuba“ vom DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme in unserem Museum verfügbar. Ziel der Expedition war es, ein ganzes Korallenriff ab- und später im Naturkundemuseum Berlin wiederaufzubauen. Die Expedition war ein Gemeinschaftsunternehmen der Humboldt-Universität Berlin und Sporttauchern des Tauchsportklubs der DDR.
Das große Riffdiorama und die erbeuteten Fische sind noch heute im Naturkundemuseum Berlin zu betrachten. Im Zuge unserer weiteren Recherchen trafen wir uns mit einem damaligen Expeditionsteilnehmer und „Alten Karpfen“ Dr. Helmut Wolff, der sein Fotoalbum heraussuchte und Bilder zur Verfügung stellte.
Es war für uns interessant, in dieses Kapitel Tauchgeschichte einzutauchen. Die nun neu aufgelegte Glashütte-Taucheruhr „SeaQ 1969“ ist eng an das historische Vorbild angelehnt und auf exakt 69 Stück limitiert, als Bezug zu den ersten Exemplaren aus dem Jahr 1969. Die limitierte Auflage hat allerdings auch seinen stolzen Preis.
Für unsere Hilfe bei der Recherche erhielt der TSK zu Gunsten der Museumsarbeit eine Spende der Uhrenwerke. Damit aber noch nicht genug. Unsere Rundumfrage zu der Uhr war auch noch Mitte November ein Thema. Heute freuen wir uns, dass René Enter seine Spezimatic RP TS 200 mit Originalarmband und dazu noch mit „Beipackzettel“ während des 19. Treffens der Alten Karpfen dem Sporttauchermuseum übergeben hat – Vielen Dank.
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